II Welt der Salze: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Die Löslichkeit von Salzen hat mit der Gitterenergie E<sub>G</sub> zu tun. Diese wiederum hängt von Ladung und Radius der beteiligten Ionen sowie von der Struktur des Ionengitters ab. Je kleiner der Radius und je höher die Ladung der Ionen eines Salzes desto grösser ist dessen Gitterenergie und desto weniger gut löslich ist es. Man könnte nun meinen, dass sich jedes Salz vollständig in Wasser lösen sollte, da sich dabei ja die Entropie im Salz erhöhen würde (mehr freie Teilchen, flüssig statt fest). Der Haken dabei ist, dass in gewissen Ionengitter die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den Ionen derart gross ist, dass das umgebende Wasser die zum Lösungsvorgang benötigte (Wärme-)Energie theoretisch zwar zur Verfügung stellen könnte, sich dabei aber so stark | + | Die Löslichkeit von Salzen hat mit der Gitterenergie E<sub>G</sub> zu tun. Diese wiederum hängt von Ladung und Radius der beteiligten Ionen sowie von der Struktur des Ionengitters ab. Je kleiner der Radius und je höher die Ladung der Ionen eines Salzes desto grösser ist dessen Gitterenergie und desto weniger gut löslich ist es. Man könnte nun meinen, dass sich jedes Salz vollständig in Wasser lösen sollte, da sich dabei ja die Entropie im Salz erhöhen würde (mehr freie Teilchen, flüssig statt fest). Der Haken dabei ist, dass in gewissen Ionengitter die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den Ionen derart gross ist, dass das umgebende Wasser die zum Lösungsvorgang benötigte (Wärme-)Energie theoretisch zwar zur Verfügung stellen könnte, sich dabei aber so stark abkühlte, dass der Entropiegewinn, der beim Lösungsvorgang des Salzes entstünde, durch den Entropieverlust im Wasser bei weitem kompenisert würde. Insgesamt würde die Entropie absinken, was gemäss dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht möglich ist. |
Sowohl beim Eisen(III)-chlorid als auch beim Eisen(III)-oxid sind die Eisenionen dreifach positiv geladen. Die Chloridionen sind aber nur einfach negativ, die Oxidionen hingegen doppelt negativ geladen. Zudem ist der Ionenradius des Chloridions grösser als derjenige des Oxidions. Das führt nun dazu, dass Eisen(III)-chlorid in Wasser löslich ist, wohingegen Eisen(III)-oxid nahezu unlöslich ist. Die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den 3-fach positiv geladenen Fe<sup>3+</sup>-Ionen und den O<sup>2-</sup> ist so gross, dass sich bei einem Lösungsvorgang die Entropie im Gesamtsystem absenken würde, was wie oben gesehen, nicht möglich ist. | Sowohl beim Eisen(III)-chlorid als auch beim Eisen(III)-oxid sind die Eisenionen dreifach positiv geladen. Die Chloridionen sind aber nur einfach negativ, die Oxidionen hingegen doppelt negativ geladen. Zudem ist der Ionenradius des Chloridions grösser als derjenige des Oxidions. Das führt nun dazu, dass Eisen(III)-chlorid in Wasser löslich ist, wohingegen Eisen(III)-oxid nahezu unlöslich ist. Die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den 3-fach positiv geladenen Fe<sup>3+</sup>-Ionen und den O<sup>2-</sup> ist so gross, dass sich bei einem Lösungsvorgang die Entropie im Gesamtsystem absenken würde, was wie oben gesehen, nicht möglich ist. |
Version vom 29. Juni 2015, 06:17 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Salze werden auch Ionenverbindungen genannt. Sie sind aus positiv geladenen Metallionen (Kationen) und negativ geladenen Nichtmetallionen (Anionen) aufgebaut. Sie bilden eine regelmässige Gitterstruktur, zu deren Auflösung die Gitterenergie erforderlich ist. Salze begegnen uns in allen Lebensbereichen, z.B. in der Küche zum Würzen von Speisen oder zum Konservieren von Lebensmitteln, auf der Strasse zum Auftauen von Glatteis oder in der Medizin als Riechsalze zur Überwindung von Schwindelanfällen.
Ziele:
- Die wichtigsten Eigenschaften von Salzen kennenlernen und erklären können
- Salze aufgrund dieser Eigenschaften erkennen
Posten A: Zucker oder Salz
Zucker von Salz unterscheiden. Da viele Salze für den Menschen giftig sind, ist von einem Geschmackstest unbedingt abzuraten.
Versuchsaufbau
Glucose (Traubenzucker, C6H12O6)und Kaliumchlorid (KCl) in je einem Becherglas mit 50 ml deionisiertem Wasser auflösen und die Lösung mit einem Leitfähigkeitsmessgeräts auf elektrische Leitfähigkeit überprüfen. Das Leitfähigkeitsmessgerät besteht aus einer Batterie, einem Lämpchen und einem unterbrochenen Stromkreislauf. Wenn man die beiden Metalldrähte (Anode und Kathode) in eine Flüssigkeit taucht, die Strom leitet, schliesst sich der Stromkreis und das Lämpchen leuchtet auf.
Beobachtung
Die KCl(aq)-Lösung bringt die Lampe zum Leuchten, während die Glucose-Lösung keinen elektrischen Strom leitet.
Erklärung
Wenn die Salzkristalle ins Wasser gegeben werden, lagern sich Wassermoleküle mit dem jeweils entgegen gesetzt geladenen Teil an die Kat- und Anionen im Ionengitter an. Dabei wird etwas Energie frei, die Entropie im Salzgitter erhöht sich, die Schwing- und Pendelbewegungen der Ionen erhöhen sich, bis die Bewegungen so stark werden, dass sich einzelne Ionen aus der Gitterstruktur herauslösen und vollständig von Wasserteilchen umgeben werden, dabei erhöht sich die Entropie erneut (mehr frei bewegliche Teilchen, flüssig statt fest). Da sich bei diesem Lösungsvorgang die Gesamtentropie im System erhöht, läuft der Vorgang weiter, bis sich alle K+- und Cl--Ionen frei beweglich zwischen den Wassermolekülen befinden.
Sobald das Leitfähigkeitsmessgerät eingeschaltet wird, beginnen die K+-Ionen zur Kathode zu wandern, die Cl--Ionen zur Anode. Einmal bei der Kathode angekommen nehmen die K+-Ionen ein Elektron auf und werden zu Kalium-Atomen, die Cl--Ionen geben bei der Anode ein Elektron ab und verbinden sich zu Chlor-Molekülen (Cl2). Die chemischen Bindungen in den Glucosemoleküle werden nicht getrennt; die Glucosemoleküle bleiben elektrisch neutral. Sie können weder Elektronen abgeben, noch aufnehmen. Fazit: In Wasser gelöste Salze leiten elektrischen Strom.
Posten B: Zwei Eisensalze
Eisen bildet mit Halogenen, Sauerstoff und Sulfaten (SO42-) farbige Salze. In diesem Versuch geht es darum Eisen(III)-chlorid und Eisen(III)-oxid auf ihre Löslichkeit in Wasser zu überprüfen.
Versuchsaufbau
Wenige Kristalle der Salze in je ein zu 1/3 mit deionisiertem Wasser gefülltes RG geben.
Beobachtung
Das deionisierte Wasser mit dem Eisen(III)-chlorid wird nach kurzer Zeit wieder transparent, d.h. es wird zur Lösung. Eisen(III)-chlorid ist wasserlöslich. Das deionisierte Wasser mit dem Eisen(III)-oxid bleibt trüb und ist daher eine Suspension. Eisen(III)-oxid ist nicht wasserlöslich
Erklärung
Die Löslichkeit von Salzen hat mit der Gitterenergie EG zu tun. Diese wiederum hängt von Ladung und Radius der beteiligten Ionen sowie von der Struktur des Ionengitters ab. Je kleiner der Radius und je höher die Ladung der Ionen eines Salzes desto grösser ist dessen Gitterenergie und desto weniger gut löslich ist es. Man könnte nun meinen, dass sich jedes Salz vollständig in Wasser lösen sollte, da sich dabei ja die Entropie im Salz erhöhen würde (mehr freie Teilchen, flüssig statt fest). Der Haken dabei ist, dass in gewissen Ionengitter die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den Ionen derart gross ist, dass das umgebende Wasser die zum Lösungsvorgang benötigte (Wärme-)Energie theoretisch zwar zur Verfügung stellen könnte, sich dabei aber so stark abkühlte, dass der Entropiegewinn, der beim Lösungsvorgang des Salzes entstünde, durch den Entropieverlust im Wasser bei weitem kompenisert würde. Insgesamt würde die Entropie absinken, was gemäss dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht möglich ist.
Sowohl beim Eisen(III)-chlorid als auch beim Eisen(III)-oxid sind die Eisenionen dreifach positiv geladen. Die Chloridionen sind aber nur einfach negativ, die Oxidionen hingegen doppelt negativ geladen. Zudem ist der Ionenradius des Chloridions grösser als derjenige des Oxidions. Das führt nun dazu, dass Eisen(III)-chlorid in Wasser löslich ist, wohingegen Eisen(III)-oxid nahezu unlöslich ist. Die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen den 3-fach positiv geladenen Fe3+-Ionen und den O2- ist so gross, dass sich bei einem Lösungsvorgang die Entropie im Gesamtsystem absenken würde, was wie oben gesehen, nicht möglich ist.
Was wissen Sie bereits über Eisenerz?
Eisenerz wird im Berg- oder Tagbau abgebaut und zwecks Eisengewinnung verhüttet. Eisen wird mithilfe von Koks im Hochofen aus Eisenerz gewonnen. Wäre Eisenoxid wasserlöslich, wäre es aus dem Gestein herausgewaschen worden und es gäbe keine Eisenerze.
Posten C: Chloridionen entdecken
Mithilfe von Silbernitrat können Chloridionen nachgewiesen werden. Ein Schüler hat einige Spritzflaschen mit Leitungswasser anstatt mit deionisiertem Wasser aufgefüllt. Welche Spritzflasche enthält Leitungswasser und folglich auch Chloridionen?
Versuchsaufbau
Man fülle zwei RGs zur Hälfte, eines mit Wasser aus Spritzflasche A, eines mit Wasser aus Spritzflasche B. Dann gibt man je drei Tropfen Silbernitrat-Lösung bei.
Beobachtung
RG mit Wasser von A = Wasser bleibt klar.
RG mit Wasser von B = Wasser wir mit einer weissen Substanz eingetrübt.
Erklärung
Silbernitrat löst sich sehr gut in Wasser auf. Im Wasser gelöste Silber- und Chloridionen ziehen sich so stark an, dass sie sich zu einem Ionengitter verbinden und als Salzkristalle ausgefällt werden.
Reaktionsgleichungen: Na+ (aq) + Cl- (aq) + Ag+ (aq) + NO3- (aq) → AgCl (s) + Na+ (aq) + NO- (aq)
oder kompakter: NaCl (aq) + AgNO3 (aq) → AgCl (s) + NaNO3 (aq)
Posten D: Lösen von Salzen in Wasser
Wir lösen verschiedene Salze in Wasser und messen im Anschluss daran die Wassertemperatur
Salze: Lithiumchlorid (LiCl), Natriumchlorid (NaCl), Kaliumchlorid (KCl), Calciumchlorid (CaCl2) und Ammoniumchlorid (NH4Cl)
Versuchsaufbau
RGs zu einem Drittel mit deionisiertem Wasser füllen, einen halben Löffel eines Salzes zugeben, mit Stopfen das RG schliessen, dreimal kräftig schütteln, Stopfen entfernen und sofort die Temperatur mit dem Thermometer messen.
Beobachtung
Wassertemperatur in der Spritzflasche: 20°C
Salznamen (Verhältnisformel) | Kation/ Anion | Temp. in der Salzlösung | Temp. Differenz | Erklärung |
---|---|---|---|---|
Lithiumchlorid (LiCl) | Li+ Cl- | 24°C | 4°C | EH > EG exotherm |
Natriumchlorid (NaCl) | Na+ Cl- | 20°C | 0°C | EH ≈ EG |
Kaliumchlorid (KCl) | K+ Cl- | 15°C | -5°C | EH < EG endotherm |
Calciumchlorid (CaCl2) | Ca2+ Cl- | 26°C | 6°C | EH > EG exotherm |
Ammoniumchlorid (NH4Cl) | Na4+ Cl- | 18°C | -2°C | EH < EG endotherm |
Erklärung
Wenn ein Salzkristall ins Wasser gegeben wird, docken Wassermoleküle an ihn an. Da Wassermoleküle Dipole sind, können sie sich sowohl bei den Kationen als auch bei den Anionen anlagern. Durch dieses Anlagern wird etwas Energie frei, was die Entropie und die Pendelbewegung der Ionen im Ionengitter erhöht; allmählich beginnen sich die Ionen an den Ecken und Rändern aus dem Ionengitter herauszulösen. Einmal herausgelöst werden sie von Wassermolekülen umgeben. Dieser Vorgang nennt sich Hydratation, dabei wird die Hydratationsenergie EH frei. Die Entropie hat sich ein zweites Mal erhöht. Ist nun bei einem Salz die Hydratationsenergie grösser als die für den Lösungsvorgang hinderliche Gitterenergie EG verläuft der Lösungsvorgang exotherm, die Umgebungstemperatur erhöht sich (s. Abb. 9a). Im umgekehrten Fall wird dem Wasser Wärmeenergie entzogen, damit die Gitterenergie doch noch überwunden werden kann. Der Lösungsvorgang verläuft endotherm (s. Abb. 9b). Für die Temperaturänderung massgebend ist auch die Menge des Salzes, das man zugibt. Bei grösseren Salzmengen wird die Temperaturänderung erhöht.
Fragen
1. Ein Salzkristall wird ins Wasser gegeben. Die Salzteilchen und die Wassermoleküle treten miteinander in Wechselwirkung. Worauf beruht diese Wechselwirkung?
Wassermoleküle sind Dipole. Sie richten sich mit ihrem positiv geladenen Teil zu den Anionen, mit dem negativ geladenen Teil zu den Kationen aus. Sie treten mit den Ionen im Salzgitter in eine elektrostatische Wechselwirkung.
Wie liegt das gelöste Salz vor? Die Ionen sind umgeben von Wassermolekülen, sie sind hydratisiert. Die Kationen werden von Wassermolekülen umgeben, die ihnen ihren negativ geladen Pol zuwenden. Die Anionen werden von Wassermolekülen umgeben, die ihnen den positiv geladenen Pol zuwenden.
2. Bei der Wechselwirkung wird Energie frei: die Hydratationsenergie EH. Diese fördert den Lösungsvorgang. Es gibt jedoch eine zweite Kraft, welche dem Lösungsvorgang entgegenwirkt. Um was handelt es sich?
Es handelt sich um die elektrostatische Anziehungskraft zwischen den Ionen in der Gitterstruktur, die Gitterenergie EG.
3. Es gibt Salze, bei denen wird beim Lösen Wärme frei (exothermer Lösungsvorgang). Andere lösen sich unter starker Abkühlung (endothermer Lösungsvorgang). Wie schätzen Sie für diese beiden Fälle die förderliche und die hinderliche Energie ein?
Beim exothermen Lösungsvorgang ist die zum Lösen förderliche Hydratationsenergie EH grösser als die zum Lösen hinderliche Gitterenergie EG. Beim endothermen Lösungsvorgang ist es gerade umgekehrt.
4. Welche Verhältnisse herrschen bei schwerlöslichen Salzen?
Bei schwerlöslichen Salzen ist die Hydratationsenergie vernachlässigbar klein im Vergleich zur Gitterenergie, es gilt: EG >> EH. Die Zunahme der Entropie, die entstünde, wenn sich ein schwerlösliches Salz in Wasser löste, würde durch die Zunahme der Ordnung(Bewegungen der Wassermoleküle werden langsamer) und einer damit einhergehenden Abnahme der Entropie im Wasser überkompensiert. D.h. der Lösungsvorgang würde zur einer Abnahme der Gesamt-Entropie führen, was nicht möglich ist.
5. Der Lösungsvorgang mit Kochsalz beschreibt man in der Formelsprache folgendermassen:
NaCl(s) → Na+(aq) + Cl-(aq)
Was bedeutet das Anhängsel „aq“?
Die Teilchen liegen in Wasser gelöstem, in hydratisiertem Zustand vor.
Was stellen Sie sich unter folgender Beschreibung vor: NaCl(aq) ?
Dabei handelt es sich um eine Natriumchlorid-Lösung (Natronlauge). Die Na+- und die Cl--Ionen sind von Wassermolekülen umgeben, hydratisiert.
Abkürzungen
RG = Reagenzglas
Quellen
- Unterlagen: GLF Praktikum
- 02 Welt_der_Salze_Einfuehrung.pdf
- Werner Eisner u.a.: Elemente. Klett und Balmer Verlag, Zug, 5. Auflage 2013.
- www.wikipedia.org
Bildnachweis
- Abb.1:[1]
- Abb.4:[2]
- Abb.5:[3]
- Abb.6:[4]
- Abb.7:[5]
- Abb.8:[6]
- Abb.9: Schema gemäss Werner Eisner u.a.: Elemente. Klett und Balmer Verlag, Zug, 5. Auflage 2013, S.152, Abb.33.
Kay Tobler, 29.6.2015