Die Oktettregel und ihre Ausnahmen: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Oktettregel versteht man in der Chemie ein Gesetz, welches den Aufbau von Molekülen, bzw. Atomen beschreibt und begründet. Der Grund, warum sich Atome binden, ist unter anderem auf diese Regel zurückzuführen. Wenn ein Molekül entsteht, teilen sich die jeweiligen Atome der Verbindung ihre Valenzelektronen (siehe: [[Medium:http://www.rdeuber.ch/chemiewiki/index.php?title=Einfache_Molek%C3%BCle]]). Die Oktettregel besagt, dass ein Atom maximal 8 Elektronen in der äussersten Schale haben darf und diesen Zustand auch anstrebt, da die Nichtmetalle eine starke Anziehungskraft auf Elektronen ausüben. Wenn ein Element 8 Elektronen in der äussersten Schale besitzt, so ist diese voll besetzt und es können keine weiteren Elektronen aufgenommen werden (4 * 2 Elektronenpaare). Wenn ein Atom also durch Bindung mit anderen Atomen die 8 Valenzelektronen erreicht (daher auch der Name Oktett => 8), so ist dieses Teilchen in einem stabileren Zustand als normal. Diese Regel kann man auf fast alle Bindungen zurückführen. Hier einige Beispiele mithilfe der Lewisformel:
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Als Oktettregel versteht man in der Chemie ein Prinzip, welches den Aufbau von Molekülen, bzw. Atomen beschreibt und begründet. Der Grund, warum sich Atome binden, ist unter anderem auf diese Regel zurückzuführen. Wenn ein Molekül entsteht, teilen sich die jeweiligen Nichtmetall - Atome der Verbindung ihre Valenzelektronen (siehe: [[Medium:http://www.rdeuber.ch/chemiewiki/index.php?title=Einfache_Molek%C3%BCle]]). Die Oktettregel besagt, dass ein Atom maximal 8 Elektronen in der äussersten Schale haben darf und diesen Zustand auch anstrebt, da die Nichtmetalle eine starke Anziehungskraft auf Elektronen ausüben. Wenn ein Element 8 Elektronen in der äussersten Schale besitzt, so ist diese voll besetzt und es können keine weiteren Elektronen aufgenommen werden (4 * 2 Elektronenpaare). Wenn ein Atom also durch Bindung mit anderen Atomen die 8 Valenzelektronen erreicht (daher auch der Name Oktett => 8), so ist dieses Teilchen in einem stabileren Zustand als normal. Diese Regel kann man auf fast alle Elektronenpaarbindungen zurückführen. Hier einige Beispiele mithilfe der Lewisformel:
  
  

Version vom 10. Juni 2020, 09:39 Uhr

Einführung

Als Oktettregel versteht man in der Chemie ein Prinzip, welches den Aufbau von Molekülen, bzw. Atomen beschreibt und begründet. Der Grund, warum sich Atome binden, ist unter anderem auf diese Regel zurückzuführen. Wenn ein Molekül entsteht, teilen sich die jeweiligen Nichtmetall - Atome der Verbindung ihre Valenzelektronen (siehe: Medium:http://www.rdeuber.ch/chemiewiki/index.php?title=Einfache_Moleküle). Die Oktettregel besagt, dass ein Atom maximal 8 Elektronen in der äussersten Schale haben darf und diesen Zustand auch anstrebt, da die Nichtmetalle eine starke Anziehungskraft auf Elektronen ausüben. Wenn ein Element 8 Elektronen in der äussersten Schale besitzt, so ist diese voll besetzt und es können keine weiteren Elektronen aufgenommen werden (4 * 2 Elektronenpaare). Wenn ein Atom also durch Bindung mit anderen Atomen die 8 Valenzelektronen erreicht (daher auch der Name Oktett => 8), so ist dieses Teilchen in einem stabileren Zustand als normal. Diese Regel kann man auf fast alle Elektronenpaarbindungen zurückführen. Hier einige Beispiele mithilfe der Lewisformel:


Abb. 1: Atome teilen Elektronen für eine volle Valenzschale


Hierbei sieht man, dass die beteiligten Atome der Bindung eine volle Valenzschale erreichen. Wichtig ist, dass geteilte Elektronen zu beiden Atomen gezählt werden müssen. Somit erhält bei der Wasser-Verbindung der Sauerstoff jeweils ein zusätzliches Elektron der Wasserstoff-Atome, aber auch das Wasserstoff-Atom teilt mit dem Sauerstoff ein Elektron, womit es eine volle Valenzschale erreicht mit zwei Elektronen (später als Ausnahme aufgeführt). Dasselbe Prinzip gilt foglich auch für die Verbindungen Fluorwasserstoff und Methan.

Ausnahmen

Doch leider gibt es keine Regeln ohne Ausnahmen: Auch die Oktettregel ist nicht überall anwendbar. Foglich sind die grössten und wichtigsten Ausnahmen aufgelistet.

Halbmetalle

Elemente wie beispielsweise Bor, Silizium, Germanium, etc. sind sogenannte Halbmetalle und bilden im Periodensystem eine Trennlinie zwischen den Metallen und Nichtmetallen. Halbmetalle haben die Eigenschaft, extrem schwache Anziehungskräfte zu haben. Folglich ist es schlichtweg nicht möglich, dass diese Elemente ganze 8 Valenzelektronen in ihrem Orbit behalten können. Verbindungen mit diesen Elementen sind ausserdem äusserst instabil. Ein passendes Beispiel für diese Ausnahmegruppe ist unten aufgeführt:


Abb. 2: Halbmetalle haben zu schwache Anziehungskräfte für eine volle Valenzschale


Hierbei kann man sehen, dass jedes der drei Fluor-Atome eine volle Valenzschale hat (8 Elektronen). Das Fluor hingegen hat eine ziemlich instabile Verbindung wegen schwachen Anziehungskräften und teilt somit nur insgesamt 6 Elektronen mit den restlichen Atomen. Die Valenzschale ist somit nicht gefüllt und die Oktettregel nicht erfüllt. Diese Ausnahme gilt auch für die restlichen Halbmetalle.

Radikale

Radikale sind Verbindungen, welche mindestens eine einfach besetzte Elektronenwolke besitzen, wie beispielsweise NO oder NO2. Bei der Verbindung NO (Stickstoffmonoxid) können wir, wie unten auf der Abbildung, sehen, dass diese eine Zweifachbindung eingehen. Nun ist es aber so, dass der Sauerstoff die Elektronen extrem stark anzieht und dadurch das eine übrige Elektron vom Stickstoff auch noch halbwegs beansprucht. Das Resultat ist, dass dieses Molekül relativ stabil ist und somit die Oktettregel nicht erfüllt.


Abb. 3: Radikale erfüllen die Oktettregel nicht


Exkurs: Radikale in der Atmosphäre und im Körper

Das Molekül NO, wie oben aufgeführt, entsteht beispielsweise als ein Abgasprodukt von Verbrennungsmotoren, beziehungsweise allgemein bei Verbrennungen. Dieses Teilchen ist extrem giftig für den Menschen und ist dazu noch geruchslos. Das Stickstoffmonoxid reagiert dann in der Atmosphäre mit Sauerstoff zu NO2 (Stickstoffdioxid). Dieses Stickstoffdioxid ist ebenfalls schädlich für unseren Körper, ist jedoch leicht riechbar. Dieses Stickstoffdioxid kann durch energiereiche UV - Strahlung durch vor allem die Sonne wieder zu NO und O gespalten werden. Da ein einzelnes Sauerstoff-Teilchen natürlich nicht verbleiben kann durch die sehr hohe Reaktionsbereitschaft, reagiert es mit O2 zu O3 (Ozon). Gleichzeitig wird aber auch wieder das entstandene Ozon durch das übrig gebliebene NO zu NO2 und O2 zurückreagiert. Somit kann man sehen, dass mit diesem Kreislauf (unten nochmals aufgeführt) ein Gleichgewicht entsteht und je nach der Menge und Stärke der UV - Strahlung mehr oder weniger Ozon, bzw. weniger oder mehr NO2 und O2 vorhanden ist.


Abb. 4: Zyklus von Stickstoffmonoxid in der Atmosphäre


Ein weiteres Beispiel für Radikale können wir in unserem eigenen Körper betrachten. Beim Stoffwechsel entstehen ständig solche Teilchen als Nebenprodukt. Diese sind ziemlich gefährlich für uns, da sie mit anderen Atomen oder Molekülen in unserem Körper reagieren wollen und dadurch Makromoleküle wie beispielsweise Proteine, Lipide oder DNA zerstören können. Wenn sie das tun, entstehen neue Radikale und daraus entsteht eine Kettenreaktion, welche man auch oxidativen Stress nennt. Doch glücklicherweise haben wir sogenannte Antioxidanten, wie zum Beispiel Zink, Selen oder Vitamine wie C und E, welche genau diese Kettenreaktion aufhalten, beziehungsweise diese Radikale neutralisieren. Dabei verrät der Name "Antioxidanten" bereits auch die Funktion dieser Teilchen. Da Radikale oft auch aus Sauerstoff bestehen und das Sauerstoff extrem reaktiv ist, reagieren diese Vitamine mit den Radikalen. Durch diese Reaktion werden die einzeln besetzten Elektronenwolken aufgefüllt und somit auch das Radikal neutralisiert. Dabei begehen die Vitamine sozusagen einen Kamikaze - Angriff, da sie sich damit selbst zerstören.

Wasserstoff, Helium, Edelgase

Abb. 5: Helium Atom mit vollständig besetzter Valenzschale

Bei diesen zwei Elementen trifft die Oktettregel nicht zu, da sie schlichtweg zu wenige Valenzelektronen besitzen können. Wasserstoff und Helium sind die einzigen zwei Atome in der ersten Periode und somit auch die einzigen zwei, welche maximal zwei Valenzelektronen besitzen können, da die äusserste Schale die K-Schale ist.

PS: Des Weiteren besitzen die Elemente der 8. Hauptgruppe des Periodensystems bereits alle 8 Valenzelektronen. Diese Atome erfüllen also bereits die Oktettregel und gehen somit nur sehr schwer Bindungen mit anderen Atomen ein (grosser Energieaufwand), da das Atom alleine eben schon in einem energetisch sehr stabilen Zustand ist.

Starke Elektronenräuber

Diese Ausnahme lässt sich mit den Radikalen vergleichen. Hierbei fehlt jedoch nicht ein Elektron in der Valenzschale, sondern es kommen zu viele vor. Wie bereits erwähnt, hat Sauerstoff sehr starke Anziehungskräfte und kommt in sehr vielen Bindungen vor. Dabei kann es vorkommen, dass der Sauerstoff eine doppelt besetzte Elektronenwolke sozusagen auflöst und sich mit diesen Elektronen bindet und diese teilt, wie in der Abbildung unten aufgeführt.


Abb. 6: Starke Elektronenräuber führen zu mehr als 8 Valenzelektronen


Hierbei kann man sehen, dass das Sauerstoff jeweils eine volle Valenzschale erreicht, aber das Natrium folglich zu viele Elektronen besitzt, nämlich im ersten Beispiel 9 und im zweiten sogar 10.


Quellen

Grafiken

Abb. 1: Selbst erstellt

Abb. 2: Selbst erstellt

Abb. 3: Selbst erstellt

Abb. 4: Selbst erstellt

Abb. 5: https://de.wikibooks.org/wiki/Wikijunior_Die_Elemente/_Elemente/_Helium#/media/Datei:Atom.svg

Abb. 6: Selbst erstellt


Weblinks

1. https://www.chemie-biologie.uni-siegen.de/ac/hjd/lehre/ws0809/seminar/fenske_oktettregel_korr_.pdf

2. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/antioxidantien-helfer-gegen-freie-radikale-10575

3. https://www.chemie.de/lexikon/Ozon.html

4. https://en.wikipedia.org/wiki/Nitrogen_oxide

5. https://de.wikipedia.org/wiki/Oktettregel


Weitere Quellen

- Skript und Unterrichtsnotizen von Herrn Deuber